Im Garten des Tobiashauses, dem Zentrum der Anthroposophischen Medizin in Köln, züchtet
Dr. Markus Karutz seit elf Jahren Bienen. Begonnen hat er hier mit drei Bienenvölkern, inzwischen betreut er bis zu 12 Völker, die er auch an drei weiteren Standorten untergebracht hat. Wer noch mehr über Dr. Karutz und das ‚Tobias-Gold‘, seinen Honig, erfahren möchte, findet hier weitere Infos >>
Warum haben Sie sich entschieden, Bienenvölker im Garten des Tobiashauses anzusiedeln?
„Erstens sucht man als Anthroposophischer Arzt die Verbindung zur heilsamen Seite der Natur. Dazu gehören als Heilmittel neben Mineralien und Pflanzen auch Arzneitiere. Bienen nehmen da einen hervorragenden Platz ein. Zweitens sind Bienen als Naturphänomen ein gesundes Vorbild für menschliche Zusammenarbeit, die wir im Tobiashaus auch anstreben. Und drittens sind Honig, Wachs und Propolis wunderbare Gaben der Natur, die wir neben der arzneilichen Seite auch gern genießen.“
Weltweit sterben die Bienen und es gibt sehr viele Aufrufe, sie anzusiedeln und ein besseres Umfeld für sie zu schaffen. Kann sich jeder im Garten einen Bienenstock halten?
„Das hat verschiedene Ebenen: Juristisch ist es so, dass man so lange Bienen im Garten halten kann, bis ein Nachbar sich nachvollziehbar beschwert. Besser ist es, im Einvernehmen mit den Nachbarn vorab zu klären, dass die Bienen recht harmlos sind. Bei uns im Tobiashausgarten ist zum Beispiel noch nie ein Patient gestochen worden! Hier gibt es immer noch viel unberechtigte Angst und Sorge.
Praktisch gesehen müssen die Bienen genügend Futter finden können. In Köln ist ausreichend viel Grün und Blühtracht in Parks und Hinterhöfen vorhanden. Schön ist es, wenn der Bienenstock eine Öffnung nach Osten oder Süden hat, aber selbst an schattigen Plätzen kommen sie gut zurecht. Außerdem benötigt es etwas Platz für Zubehör. Das Arbeiten am Stock ist oft etwas klebrig und dreckig, insofern ist es günstig, wenn der Weg zum Bienenstock nicht direkt durch eine Wohnung geht.“
Nach den Fotos folgt der 2. Teil des Interviews ….
Das Tobiashaus steht mitten in Köln. Sie haben also Stadtbienen. Unterscheidet sich der Honig, das Tobias-Gold, vom Honig der Landbienen?
„Immer wieder höre ich, dass unser Stadthonig als besonders schmackhaft empfunden wird. Auch offiziell ist die Auffassung, dass Stadthonig wegen der höheren Pflanzenvielfalt und dem geringeren Einsatz von Insektiziden und Pestiziden heutzutage höherwertig ist als der übliche Landhonig aus Gegenden mit Intensivlandwirtschaft.“
Gibt es Unterschiede zwischen Bienenzüchtern, die aus dem Bereich der Anthroposophie oder Waldorfpädagogik kommen und anderen, die Bienen züchten?
„Es ist das Verdienst von Thomas Radetzki von Mellifera*, seit vielen Jahren darauf hinzuweisen, dass in Zeiten von Massentierhaltung, die es auch bei Bienen gibt, eine wesensgemäße Behandlung der Bienen nötiger denn je ist. Zentral dabei ist die Vorstellung, dass ein Bienenvolk EIN Wesen ist und nicht jede Biene individuell ist. Man sollte das Volk als Ganzes sehen und behandeln. Das ist zwar auch in der konventionellen Biologie bekannt, hier aber noch konkreter seelisch-geistig gefasst. Im Alltagsleben erlebe ich allerdings seitens der „wesensgemäßen“ Imker eine gewisse Überheblichkeit anderen Imkern gegenüber, die ich mitunter inadäquat finde. Auch bei den „konventionellen“ (Hobby-)Imkern ist viel Liebe und Achtsamkeit gegenüber den Bienen und der Natur zu erleben. Der Umgang mit diesen Tieren macht einen ‚von Natur aus sprituell‘.“
*Anmerkung: Mellifera e.V. ist eine Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung und Kooperationspartner von Waldorf 100.
Foto: Dr. Markus Karutz